im Frontroom: Vicky Hülper EQUAL CHAOS Im Rahmen unserer Ausstellungsreihe Hinterzimmer zeigen wir im vorderen Raum die erste Einzelausstellung der Wuppertaler Kunststudentin Vicky Hülper. Hinterzimmer wurde gefördert vom Kulturbüro der Stadt Wuppertal. Vernissage: 19. Januar | 19-22h Finissage: 16. Februar | 18-21h Ausstellung: 19. Januar - 16. Februar |
Vicky Hülper
EQUAL CHAOS
Im Rahmen unserer Ausstellungsreihe Hinterzimmer stellen wir im vorderen Raum die erste Einzelausstellung der Kunststudentin Vicky Hülper vor.
Vicky wurde 1997 geboren und studiert Kunst und Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal. In ihrem künstlerischen Schaffen setzt
sie sich mit politisch-existentialistischen und gender- & queer-feministischen Fragestellungen auseinander.
Wir freuen uns darauf, mit Ihnen in dieses installative Chaos einzutauchen.
Hinterzimmer wurde gefördert vom Kulturbüro der Stadt Wuppertal.
Vernissage: 19. Januar // 19-22h
offener Samstag: 27. Januar // 12-16h
Finissage: 16. Februar // 18-21h
Öffnungszeiten: mit-fr 15-18:30, sowie gerne nach Vereinbarung unter info@kunstkomplex.net
ARTIST STATEMENT von Vicky Hülper
Meine Arbeiten sind übermalte Kopien einer Zeitungs-Matrize aus dem „Maxime“, dem früheren Nachtclub meiner Urgroßeltern. Das Maxime war eines der Zentren des Wuppertaler Nachtlebens von den 50er bis Anfang der 80er Jahre.
Die Matrize zeigt eine Tänzerin mittleren Alters, ihren Kopf geschmückt mit Federn, einen glänzenden Satin-Body tragend. Sie steht cool und lässig im Raum, eine Zigarette in der Hand, wirkt stark und selbstbewusst. Ihr Auftreten und ihre Körpersprache haben mich fasziniert und dazu bewogen, mich intensiver mit dem Bildmaterial aus dem Maxime auseinanderzusetzen. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Fotos hat mich dazu gebracht, mich mit der Entwicklung der Frauenbewegungen dieser Zeit zu beschäftigen.
Die zweite Welle der Frauenbewegung entstand in den 1960er Jahren als Kritik an der massiven Diskriminierung von Frauen, insbesondere von Müttern. Der Nachholbedarf bei der Gleichstellung der Frau fand allmählich staatliche Anerkennung, z. B. bei der UNO, die 1975 das Internationale Jahr der Frau erklärte. Trotz Kritik an bisheriger organisierter Politik verstanden sich zumindest große Teile der zweiten Phase, etwa ab 1968, als autonome Frauenbewegung. Diese wird oft als Teil der Neuen Linken und der neuen sozialen Bewegungen betrachtet. Sinnvollerweise wird die Frauenbewegung der letzten beiden Jahrhunderte in Phasen oder Wellen unterteilt.
Die autonome Frauenbewegung macht deutlich, dass Patriarchat und Misogynie in enger Verbindung mit dem Kapitalismus stehen. In diesem Kontext habe ich begonnen, mich mit der italienisch-amerikanischen Philosophin Silvia Federici zu befassen, deren Werke die Enteignung und Ausbeutung weiblicher und kolonisierter Körper im Übergang zum Kapitalismus behandeln. Federicis Begriff von Reproduktionsarbeit umfasst nicht nur die klassische Hausarbeit, sondern auch landwirtschaftliche Subsistenzwirtschaft, Gesundheitsversorgung, Erziehung, aber auch Sexarbeit und andere Formen bezahlter Reproduktionsarbeit.
Federici lieferte mit “Caliban und die Hexe” zudem einen zentralen Beitrag zur Geschichte der Hexenverfolgung, indem sie die systematische Verfolgung von Personen, die als Hexen diffamiert wurden, in den Kontext der Entstehung des Kapitalismus einordnete. Sie kritisiert Marx’ Analyse der ursprünglichen Akkumulation als notwendige Vorbedingung für die Entwicklung des Kapitalismus, da diese die Kategorie Geschlecht unberücksichtigt lasse. Sie erweitert die marxistische Analyse und stellt fest, dass neben der Trennung der Arbeitenden von den Produktionsmitteln auch die Trennung der Sphären der (bezahlten) Lohnarbeit und der (unbezahlten) Reproduktionsarbeit eine essentielle Bedingung für den Kapitalismus war und ist.
Der feministische Kampf ist somit kein individuelles Verhandeln zwischen Individuen, sondern ein strukturelles Problem unserer Gesellschaft. Nur durch eine klare Reformierung des Denkens der Menschen wird es möglich sein, die Machtstrukturen der Unterdrückung zu besiegen und wirklich frei zu sein. Dies wurde bereits von der Studentenbewegung der 70er formuliert, die systemkritische Graffiti-Parolen als Ausdruck des Wandels in der jungen Generation schuf. Diese sogenannten Sponti-Sprüche entstanden im Zuge der Studenten- und Schüler-Revolten sowie mit dem Aufkommen der sogenannten Spontis in den 1970er Jahren.
Die Sponti-Sprüche sind herkömmliche Sprichwörter oder Redewendungen, die provokativ verändert wurden. Sie wurden nicht nur durch die Medien verbreitet, sondern waren auch als Graffiti an Hauswänden oder öffentlichen Toiletten zu lesen. Manche der Sprüche entstanden aus Jux, andere hatten einen ernsten Hintergrund oder eine deutlich politische Aussage.
In meinen Arbeiten habe ich die Spontis nun in den Bildraum des Varieté des Maxims gebracht, um meiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass, wie es der Philosoph Theodor W. Adorno formuliert, “Es kein richtiges Leben im falschen gibt”. Um das Patriarchat zerstören zu können, müssen wir die Strukturen besiegen, die ihm Macht verleihen.
Ausstellungsportfolio